Wer hat Sara ermordet? – Staffel 1 (2024)

Inhalt / Kritik

Wer hat Sara ermordet? – Staffel 1 (1)

Als seine Schwester bei einem Bootunfall ums Leben kommt, lässt sich Álex (Manolo Cardona) von der einflussreichen Familie Lazcano dazu überreden, die Schuld auf sich zu nehmen. Schließlich ginge es nur um ein paar Wochen Gefängnis, so wird ihm versichert. Aus diesen Wochen werden aber Jahre. genauer sind es 30 Jahre, die der junge Mann wegen Mordes hinter Gittern soll. Als Álex nach 18 Jahren vorzeitig entlassen wird weiß er genau, was er tun will. Schließlich hat er viele Jahre damit verbracht, an seiner Rache zu planen. Die gesamte Familie Lazcano soll dafür büßen, ihn so hintergangen zu haben. Allen voran das Familienoberhaupt César (Ginés García Millán) und dessen Sohn Rodolfo (Alejandro Nones), mit dem Sara seinerzeit zusammen war, sollen für das Unglück bezahlen, das sie ihm angetan haben. Doch ganz so einfach ist das nicht, denn jemand schickt Álex anonyme Nachrichten und behauptet darin, dass hinter der Geschichte jemand anderes steckt …

Die Suche nach der Wahrheit

Bei Filmen oder Serien werden gerne immer mal wieder zu Beginn Zitate von bekannten Persönlichkeiten eingeblendet, sei es Kunst, Politik oder das gesellschaftliche Leben. Das soll dem Werk nicht nur den Anschein eines gewissen Anspruchs verleihen, sondern gibt im Idealfall dem Publikum auch schon mal einen Hinweis, in welche Richtung sich das alles bewegen wird. Wenn bei der Netflix-Serie Wer hat Sara ermordet? nun zum Einstieg auf Agatha Christie verwiesen wird, dann weckt das natürlich gewisse Erwartungen. Schließlich ist die britische Autorin wie kaum eine andere mit dem Konzept des Whodunnit-Krimis verbunden. Ein Mord geschieht und die ermittelnden Protagonisten und Protagonistinnen müssen unter einer Reihe von Verdächtigen die richtige Person finden.

Die Voraussetzungen für einen solchen Krimi sind hier auch gegeben. Denn selbst wenn Álex zu Beginn fest davon überzeugt ist, dass Rodolfo der Mörder ist, so stellt sich im Laufe der zehn Folgen heraus, dass irgendwie jeder ein Motiv gehabt hätte, der jungen Frau den Tod zu wünschen. Der Titel der mexikanischen Serie ist daher schon passend gewählt. Gleichzeitig wird aber ebenso früh klar, dass es sich bei Wer hat Sara ermordet? eben nicht um einen reinen Krimi handelt. Wo ein solcher normalerweise die Ermittlung in den Mittelpunkt rückt, wenn Polizisten, Detektive oder sonstige Schnüffler nach der Wahrheit suchen, da ist die Schuldfrage hier nur der erste Schritt. Álex will nicht nur wissen, wer es getan hat, sondern diese Person auch bestrafen, mutmaßlich mit dem Tod. Die klassische Mördersuche wird auf diese Weise also mit einem Rachethriller verknüpft, was nicht uninteressant ist.

Alle gegen alle

Ein zweiter gelungener Einfall in Wer hat Sara ermordet?ist der, dass es hier nicht die strenge Trennung gibt zwischen der Verdächtigenriege und der ermittelnden Person. Mit Elisa (Carolina Miranda), der Schwester von Rodolfo, haben wir eine Figur, die ständig zwischen den Seiten hin und her wechselt. Sie fühlt sich einerseits ihrer Familie gegenüber verpflichtet, will aber auch selbst die Wahrheit herausfinden – was anfänglich aus Selbstschutz geschieht, später weil sie Gefühle für Álex entwickelt. Und dann wäre da noch die unbekannte Person, die sich hinter dem Pseudonym Diana versteckt und Botschaften schickt. Wenn dann noch kräftig hinter den Kulissen integriert wird, aus dem Duell ein asymmetrischer Mehrfrontenkrieg wird, geht es endgültig drunter und drüber.

Das ist zunächst alles sehr vielversprechend, wird bald aber zu einem Problem. Die Serie beginnt, wild alles Mögliche irgendwie zusammenzumischen, ohne sich auch nur irgendwie darum zu scheren, ob das dann passt oder noch irgendwie in Balance ist. Vergleichbar zu White Line werden ohne jegliche Zurückhaltung Flashbacks in die Geschichte gepackt, manche Szenen gleich als eine Art Dauerschleife. Hinzu kommt, dass die Mördersuche irgendwann fast zur Nebensache wird, wenn nur noch die diversen Familienprobleme im Mittelpunkt stehen. Im typischen Seifenoper-Rausch wird dann kräftig betrogen, die Leute gehen fremd, jeder trägt irgendwelche finsteren Geheimnisse mit sich herum. In Wer hat Sara ermordet?wird der Exzess nicht zum Höhepunkt, sondern als Dauerzustand zelebriert. Ohne Humor selbstverständlich, man meint das hier alles todernst.

Überzogen bis übers (Nicht-)Ende hinaus

Das kann dann für die ein Fest sein, die eben solche Exzesse sehen wollen. Die sich nicht für komplexe Charaktere interessieren, sondern die Holzhammermethode bevorzugen. Für die es auch kein Problem ist, dass die Geschichte völlig over the top ist und in einer eigenen Welt abseits der Realität vor sich hin wuchert. Krimifans können sich Wer hat Sara ermordet?hingegen völlig sparen, dürfen sich bei dem Ende, dem mit der Beschreibung Cliffhanger noch geschmeichelt wäre, sogar richtig ärgern. Aber auch als Thriller funktioniert das nicht so wirklich, da dem Rachefeldzug viel zu früh die Luft ausgeht. Zwar passiert hier ständig irgendwas. Voran geht es aber nach dem temporeichen Einstieg praktisch gar nicht mehr. Vor lauter Flashbacks und Drama geht der Genreanteil mehr und mehr verloren, bis es irgendwann auch schon mehr oder weniger egal ist, was nun wirklich vorgefallen ist. Man schon gar nicht mehr wissen will, was diese vielen furchtbaren Figuren nun getan haben oder nicht.

Credits

OT: „¿Quién mató a Sara?“
IT: „Who Killed Sara?“
Land: Mexiko
Jahr: 2021
Regie:Bernardo de la Rosa, David Ruiz
Drehbuch: José Ignacio Valenzuela, Jean Pierre Fica, Rosario Valenzuela
Kamera: Diego Gajardo, Rodrigo Marina
Besetzung: Manolo Cardona, Luis Roberto Guzmán, Claudia Ramírez, Carolina Miranda, Ginés García Millán, Eugenio Siller, Alejandro Nones, Ximena Lamadrid

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=hfikdvpj228

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Author: Kerri Lueilwitz

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